Tatort Berlin: Wie Willi vom Balkon sprang und Wilma streikte

 

 

An einem schönen Sommertag, kein Lüftchen regte sich, die Vögle zwitscherten einiger Maßen glücklich, wie immer, vor sich hin, kam ich von der Arbeit und lief den Bürgersteig zu unserem Haus entlang. Irgendetwas war anders als sonst, dachte ich mir und im nächsten Augenblick, erkannte ich auch, was es war.

 

Willi war weg.


Willi war mein größter Stolz, hatte einen super Platz auf unserer Balkonbrüstung und wurde von mir für 1,60 € als kleine Babypalme gekauft.
In der Zwischenzeit hatte Willi einen Durchmesser von 1,50 m erreicht, war 15 Jahre an meiner Seite „gewachsen“ und in jenen Jahren liebevoll umgetopft und so zu immer größerem Wachstum angespornt. Alle zwei Jahre bekam „er“ neue Triebe, die sich wie kleine Babyschnecken ent“wickelten“ und in späteren Jahren immer größere Ausmaße annahmen. Jedes Mal war es ein beglückendes Schauspiel, das beobachten zu dürfen.

 

Tja, und dann war er weg. Spurlos vom Balkon verschwunden und hatte sich in Luft aufgelöst. Einzige Spuren, die er hinterließ, waren ein paar Erdkrümel und Topfscherben und abgebrochene „Babypalmwedel“.

 

 

Aber was war los? Weder gab es ein Unwetter, noch irgendeinen anderen Grund, sich das Palmenleben zu nehmen und in die Tiefe zu stürzen.

 

Mein Willliiiii, mein Stolz, mein Baby….. UAHHH.

 

 

Es mussten Taten folgen. Was tat ich also? Ich schrieb Zettel und hängte sie unten auf der Straße an Laternen und Bäume in unserem Block. Ein bisschen blöd kam ich mir schon vor, immerhin war Willi keine Katze, die mal eben entlaufen konnte und Tüdeldüü die Straßen entlang lief, aber egal. Der Erfolg stellte sich recht schnell ein, denn die Nachbarschaftshilfe funktionierte und so rief mich doch glatt kurze Zeit später eine Nachbarin an, die eine Erklärung für den „Prager Palmensturz“ kombinierte. Die Studentenbude über uns fand nämlich, dass es zu umständlich wäre, eine Matratze über das Treppenhaus nach unten zu befördern und schmiss das olle Ding kurzerhand einfach über den Balkon und riss so meinen Willi mit sich.

 

Beim zur Rede stellen des Übeltäters, erwischte mich ein reumütiger Dackelblick, der mir leider den ärgerlichen Wind aus den Segeln nahm und so gab es nur noch ein paar: „Aber wie konntet ihr nur und wieso habt ihr denn nicht?“. Ja, wieso haben sie nicht wenigstens meinen armen Willi wieder ins Haus getragen und mir vor die Tür gestellt. Ich hätte ihn schon wieder aufgepeppelt, so wie ich das mit allem „Pflegebedürftigen“ tue.

 

Aber nein…. Irgendein anderer Nachbar hat ihn in seinem geschundenen Zustand einfach mitgenommen= geklaut.
Ich lief sogar, wie bei Hänsel und Gretel, den Erdkrumen bis zur übernächsten Ecke nach, aber dann war die Spur verloren. Irgendwelche Leute sahen einen Mann mit Palme, nannten mir sogar einen Namen, von dem sie glaubten, dass er so hieß, aber ich fand diesen Namen an keinem Klingelschild.
Mein detektivisches Engagement war groß, mein Erfolg leider = Null.


Ich zeigte den Willipalmenklau sogar bei der Polizei online an- nebst Nennung des Namen des vermeintlichen Entführers, aber auch da war Hopfen und Malz verloren. Welcher Polizist sucht schon nach einer Palme und der Name war ihnen nicht bekannt?

 

Egal. Ich hatte allllles versucht.
In der Zwischenzeit habe ich mir aus dem Ausland einen Palmensamen einer „Willipalme“ gekauft, sie in die Erde gesteckt und ihr sofort einen Namen gegeben. ~Wilma~!
Aber ich glaube, sie will nicht raus kommen. Jedenfalls gucke ich mir die dunkle Erde jetzt bereits 3,5 Monate an, gieße sie und warte.

 

Das war die Geschichte von Willi, der einem Attentat zum Opfer fiel und Wilma, die keinen Bock hatte, das gleiche Schicksal zu erleiden und so gar nicht erst das Licht der Welt begrüßen wollte.

 

Aber wie heißt es so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt und so hoffe ich einfach mal, dass Wilma sich das noch überlegt. Sollte sie raus kommen, gibt es hier eine Palmengeburtstagsgeschichte.

 

 

Autorin: © Elke Paland

 


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Heilpraktikerin für Psychotherapie