"Nur kleine Kratzer" oder welch „Freude“ mit den Freudenmädchen am Straßenrand zu stehen :(  :(

 

Mit Feuereifer in einem Geschäft kleine Holzanhänger für Geschenke aussuchend, die Sporttasche im Kofferraum und in Gedanken bereits beim in 30 Minuten startende Volleyball, lief ich zu meinem Auto, das zuvor noch die Gunst hatte, recht frei von Nachbarautos in der Parkreihe zu stehen.
Doch schon beim mich Nähern erkannte ich, wie mein kleines Vehikel in der Zwischenzeit von einem roten Kleintransporter parktechnisch in Bedrängnis gebracht wurde und folgte meinem Warnlämpchen, mir diese Parksituation näher zu betrachten. Genau in dem Moment öffnete der Bauarbeiter seine hintere Ladetür (scheinbar nicht das erste Mal) und zerkratzte mit unbekümmerter Miene meine (zuvor noch in einheitlich glänzendem blauen Lack leuchtende) Stoßstange.

„Halloooo!!! – Sie haben hier gerade meine Stoßstange zerkratzt!!!“ – in Gedanken die beiden anderen Sabotageakte an meinem Auto im Kopf, die ich in den letzten Monaten nicht beobachtet hatte und bei denen ich somit kein empörtes „Halloooo!!!???“ von mir geben konnte, geschweige denn mich wehren konnte- sprich: Es war Fahrerflucht!!!


Der Bauarbeiter, seines Zeichens wahrscheinlich ein polnischer Staatsbürger, sagte nur: „Is nur kleine Kratzer“. „NEEEE, ist nicht nur kleine Kratzer- ist tieeeefe Kratzer und überhaupt eben blöder Kratzer!!!“
Aber er drehte sich um und ging- …sein Kollege vorne weg… Ich rief noch hinter her, aber empfing nur noch „Kollege kommt gleich“.

So stand ich 5 Minuten da und guckte auf die Stelle, an der „Kollege“ gerade noch von Hinten zu sehen war, die jedoch von keiner zurückkommenden Figur mehr aufgefüllt wurde.
Also hieß es die Polizei zu holen und mir wahrscheinlich den Sport aus dem Sinn zu schlagen.

Während sich die schlechte Laune einschlich, die Kälte Einzug hielt, vom „Kollege“ weiterhin keine Spur war und ich -wie mir aufgetragen wurde-, auf das Polizeiauto wartete - und mich bemerkbar machen sollte, wurde mir peinlich bewusst, dass ich mich mit meiner "Kratzer-Situation" genau in solch einer Straße befand, in der Frauen ebenfalls warten und immer mal (zwecks Auffallens) auf die Straße traten, aber nicht weil sie auf die Polizei warten, sondern auf Freier!!!


Jawohl, es umgaben mich „Bordsteinschwalben“, „Freudenmädchen“, sprich Prostituierte und jeder Tritt auf die Straße verursachte bei mir ein- mannoooo- jetzt kommt doch endlich…. „und wehe, einer quatscht mich hier an“.
Ich holte dann die warme orange Decke aus meinem Auto, mummelte mich fröstelnd wie eine dicke Hummel hinein und hoffte so zusätzlich jegliche Gedanken aus den suchenden Männerköpfen zu eliminieren, zu deren Studien ich nun genug Zeit hatte und die mit ernstem Blick bedacht wurden, sowie ein Blick auf mich fiel.  
Auch überlegte ich nach 15 Minuten des Wartens der Polizeidienststelle noch mal telefonisch mitzuteilen, dass es sich nicht sonderlich gut macht, als Frau alleine am Straßenrand auf „einem Strich“ zu stehen, aber da kamen sie dann ENDLICH – nach 20 Minuten!!!!

Danach wurde ich nur noch schräg von einem Typen angemacht, weil ich wegen meines „Kratzers“ drei Polizisten verschliss, während dessen eine Straße weiter in einer Kneipe scheinbar eine Schlägerei von Statten ging. Pyhh!! Hätte ja gerne einen bis zwei von ihnen abgetreten, aber die blieben als Knäul verbunden und wickelten meinen Kratzer besonnen ab.
Jedenfalls hatten sie somit gleich einen Folgeauftrag!!!


Der Bauarbeiter kam dann übrigens aus irgendeinem Schlupfloch, als er sah, dass klein Elke „blaugekleidete Verstärkung“ angefordert hatte.

Irgendwie schafften wir es jedoch schneller, als ich dachte, alle Formalitäten etc. auszutauschen und so kam ich mit einiger Verspätung, durchgefroren und voller frustrierter Kraftreserven, die heraus wollten- (und durften), beim Volleyball an.  Danach ging der Abend allerdings nett weiter.
Ja, so war das mit dem Kratzer, der dieses Mal bemerkt wurde und sich nicht in die Reihe der –„mir doch egal Verursacher“- einreihen konnte.
In diesem Sinne- folgt immer schön eurem Warnlämpchen- sonst findet ihr nicht mal Kratzer :) und sucht euch dafür besser auch  ne' andere Straße!!!

Eine sorglose Zeit

Eure Elke

 

 Kleines Zitat aus der Slovakei:

Andere Hände können nicht kratzen, wo es dich juckt.

 

...hab nichts anderes zum Thema Kratzer (kratzen) gefunden, fand den Spruch aber gut, weil er darlegt, dass man selbst etwas tun muss, wenn man für sich (und das, was einem lieb und wichtig ist) etwas ändern/ tun möchte.

Autorin der Kurzgeschichte und Foto © Elke Paland

 


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