Frieda und die Völlerei ~    die 5te Wurzel"tod"sünde

Frieda war zutiefst erschüttert. Sie musste sich gar nicht lange in Studien verlieren, es war einfach schon klar:  Auch die 5te Wurzel-Tod-Sünde war ohne viel Federlesen über die Menschen des 21.ten Jahrhunderts gefallen. Die Völlerei!

Wieso hatte das Zeitorakel sie hierher verschlagen?

Menschen so dick, da hätte man locker 2-3 draus machen können. Nebenher liefen Aufnahmegeräte, die sie filmten und dies anderen Menschen auf ihre Sichtgeräte übertrugen. Sie nannten diese Geräte Fernseher.
Die anderen hinter jenen Fernsehern litten mit ihnen. Sie wollten, dass diese symphytischen Menschen in jenen speckigen Hüllen, davon befreit werden würden. Wären die Dorfbewohner in Frieda‘s Zeitalter so durch die Gassen gezogen, wären sie von der Inquisition gefangen – und bestraft worden. Bei manchen hätte man gar Teufelswerk vermutet. Doch wie schaffte man es überhaupt jenen Wanst nebst allen anderen Körperteilen so auszufüllen?- Sie wusste gar nicht, dass dies überhaupt möglich war.

War dieses ganze DICK denn von alleine an ihren Körper gehüpft?

Das ging doch gar nicht. Aber wieso hatten sie es getan, wenn sie wussten, dass es eine Todsünde war und der Teufel sie dafür auf jeden Fall in der Hölle brutzeln würde.

Der Körper sollte über den Geist siegen, so die Predigt ihres Pfarrers, der niedere Trieb sollte über die höhere Vernunft siegen.

Allmählich hatte Frieda den Eindruck, dass sich die Todsünden aufgeteilt hatten und verschiedene Menschengruppen wählten, so dass später auf jeden Fall jeder eine der Sünden bediente. Ihr wurde ganz mulmig.  


War es Langeweile? War es, dass es den Menschen zu gut ging? Lag es an dem, was sie aßen und wurden sie denn nicht krank? Gab es keinen mehr, der das bestrafte? War es ihnen egal und war es nicht unsagbar hinderlich, bzw. konnten sie so überhaupt noch arbeiten?
Keine Bäuerin hätte einen Landarbeiter aufgenommen, der so hungrig zu sein schien, dass er die erbrachte Arbeit gleich wieder vertilgte.
Sie beschloss noch einmal in eines jener Lebensmittelhäuser zu gehen, in denen die Plastikmenschen ihr Essen erstanden.
Ja, da erkannte sie einen Beweis: Die dicken Menschen waren zumindest nicht dem Geiz verfallen, welch Freude- sie schoben hoch gefüllte Rollwagen zu den Bezahlstellen.  Je nach Leibumfang der schiebenden Käufer waren auch die Wagen gefüllt.

Während sie dies alles betrachtete, stand plötzlich eine Mann bei ihr und fragte: „Was guckst du?“


Ähm – äh- hmmm….. Frieda fühlte sich ertappt und war etwas peinlich berührt, dennoch brachte sie den Mut hervor, jenem Mann zu sagen, warum sie so erstaunt war.
Er grinste sie an und sagte, dass in seiner Heimat- er kam aus dem arabischen Bereich- das Dicksein bedeutete, dass man reich war, sprich so viel Geld hatte, dass man sich viel Essen leisten konnte. Aha, dachte Frieda, dann waren im 21.Jahrhundert also sehr viele sehr reich. Nein, meinte der Mann, dies ist nicht in allen Ländern so. Es ist nur in solchen Ländern so, in denen man nicht so viel zu Essen hat. Hier in Deutschland gibt es unendlich viel zu essen und es ist sehr billig zu kaufen, aber auch sehr ungesund. In manchen Lebensmitteln sind sogar Suchtmittel, damit die Menschen davon noch mehr essen.

Frieda überlegte kurz, was nun wieder Suchtmittel waren und beschloss, dass der Gerstensaft beim Schankwirt Gustav, wahrscheinlich so ein Suchtmittel war, denn die Mannsbilder brauchten davon immer wieder etwas und auch die Wämste wuchsen, allerdings lange nicht in solchen Ausmaßen. Vielleicht, weil der Gerstensaft schon ein paar Taler kostete und die mussten hart erarbeitet werden.

Frieda konnte sich keinen Reim darauf machen, denn es gab ja genug normal gewichtige Gestalten und die Dünnen, ja fast schon Spindeldürren, waren die, die sogar ganz viele Taler opferten, wie schon beim Thema „Eitelkeit“ festgestellt.

Was für eine Welt!!!

Doch zu welchen Zeiten schafften die Plastikmenschen es, all diese Massen zu verschlingen? In ihrem Dorf, stand man mit Hahnenschrei auf, machte sich an die Arbeit, bekam eine kraftspendende Mittagsmahlzeit, arbeitete weiter bis in den Abend und nachdem man dann ein Abendessen eingenommen hatte und das Tageswerk vollendete, ging man ins Bett und schlief sofort ein.

Vielleicht hatten diese Menschen keine Arbeit, die sie ausfüllte und so mussten sie SICH ausfüllen. Oder es war eine neue Krankheit.


Eines war Frieda klar, auch hier stimmte etwas ganz und gar nicht! Dieses Mal war sie nicht so geschockt, wie bei der Eitelkeit, dem Geiz oder gar der Wollust. Sie verstand nur nicht, warum die Menschen es taten, denn scheinbar waren die meisten von ihnen damit nicht wirklich glücklich. Doch vielleicht waren es die Spiegel ihrer Seelen.

 

Ich hoffe, meine kurze Geschichte hat euch ein wenig gefallen.


Hier ein wirklich guter Artikel und Radiomitschnitt (Radio hr)  zum Thema Völlerei - gut durchleuchtet und informativ. LINK


Einen schönen Tag

Eure Elke

PS.: Die Chips am Abend schmecken trotzdem :)



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