Ja, wo isses denn?   

Wie heißt es so schön, wer Ordnung hält ist nur zu faul zum Suchen?

Nix da, ich bin ordentlich, jedenfalls im Vergleich zu einigen sichtbar unordentlicheren Menschen.
Allerding wäre mein Ordnungssinn im zarten Alter von 17 Jahren fast einmal ein Kündigungsgrund gewesen und ich kann sicher froh sein, dass ich nicht anwesend war, als der "Herr Doktor" bei dem ich mir mein Taschengeld mit Putzen aufbesserte, seinen aufgeräumten und feinst gestapelten Schreibtisch vorfand und beinahe platzte vor Wut.

Mir gefiel mein Werk damals eigentlich recht gut und ich ging sogar mit dem Gefühl *Oh, wie schön, so ordentlich- der wird sich sicher freuen* nach Hause.


Wie auch immer, den Job behielt ich noch eine Weile, aber seit dem habe ich große Ehrfurcht vor unaufgeräumten Schreibtischen.

Dennoch gibt es immer mal Dinge in meinem Leben, die schlagartig weg sind - selbst Dinge, die man eben noch in der Hand hatte, haben einen eingebauten "ich mach mich unsichtbar Modus", der einen zur Verzweiflung bringen könnte.

Ungläubig klopft man auf Papierhügel (z.B. bei Stiftsuche), hebt alles 100 x hoch und durchforstet den Raum, den man NICHT verlassen hat (wie man meist vermutet). Beim "Hundertundeinsten" Mal liegt das vermisste Stück der Begierde dann plötzlich unschuldig da, scheinbar entschlossen, im hiesigen, irdischen Leben wieder in Erscheinung treten zu wollen und man zweifelt an seinem Verstand.

 

Dann gibt es noch die Dinge, die plötzlich an Orten meinen für kurze Zeit liegen bleiben zu wollen, an denen man sie nicht vermutet. Die Lesebrille im Kleiderschrank, die lecker gefüllte Brotdose im Bücherregal, der Kugelschreiber im Besteckkasten. Diese Orte wählen Gegenstände, wenn wir ihnen nicht genug Aufmerksamkeit schenken, sondern uns anderen Dingen zuwenden. Sie sind beleidigt und denken sich *PHö, dann such mich doch, wirst schon merken, wie wichtig ich bin*.

 

Aber weil wir ja auch wissen, dass sie uns einen Streich spielen wollen, gehen wir in Gedanken unsere Route (die besonders morgens in grandiosem Zickzack vollzogen werden kann), durch und überlegen, an welcher Stelle die "Beleidigtenphase" des Objekts der Begierde eine Versteckaktion eingeführt hat. Und jaaaa, manchmal finden wir es wieder.

Sollten wir Dinge nicht finden, so hat ein Hirnforscher rausgefunden, dass wir mit unserem Hirn sprechen sollen. Wir sollen LAUT sagen: "Wo ist meine Lesebrille"? Und dann warten und wenn wir lieb waren, flüstert unser Hirn zurück "Auf dem Klo- da brauchtest du sie nicht" oder auf deinem Kopf ~ was wahrlich peinlich wäre, aber machbar, weil der Weg zur Nase nicht soooo weit weg wäre.

 

Dann gibt es die Situationen, bei denen man ganz laut verkündet: "Ich habe noch nie etwas verloren- ich passe sehr gut auf meine Sachen auf". Und als wenn "von Oben" einer runter guckt und sagt, "Na sag mal, hab ich die vergessen bei den kleinen Gemeinheiten des Lebens?"- in sein Buch guckt und sieht "Tatsächlich, schon ewige Zeiten nichts verloren"!
Und Bums- habe ich 40 Euro verloren! 40 EUUUURRROOO aus meiner Jeanstasche rausgehüpft und sich dem Nächsten vor die Füße geworfen mit dem eindeutigen Hinweis: "NIMMMM MICH"!

 

Da hilft es auch nicht, wie ein aufgescheuchtes Huhn in sämtliche Läden zurück zu rennen und halb kriechend die Fußböden abzusuchen. Das einzig Schöne ist noch das Mitleid der Verkäuferinnen, die man mit Hängeschultern nach den vermissten Scheinchen fragt: "Sie Arme :(" 

 

Mein "schönster" Verlust war allerdings mein Fahrrad. Es wurde- der bösen DIEBES-Welt wegen zum Trotz- immer brav im Keller eingeschlossen und bei Bedarf dem Tageslicht ausgesetzt.
So fuhr ich, weil ich zu faul war, meinen Einkauf zu tragen, mit dem Fahrrad zum Einkaufsladen zwei Straßen weiter. Dort wurde es, weil ich weiterhin zu faul war es anzuschließen (es geht ja ganz schnell), in der Fahrradnische bei seinen Artgenossen abgestellt und weil ich eben scheinbar doch nicht so faul war, ging ich mit der Einkauftüte entspannt nach Hause.

 

Eine gannnzeeee Woche später, stand ich geschockt vor dem (von mir) geöffneten Keller und blickte auf den leeren Stellplatz meines Rades. "Das gibt's doch nicht, haben "DIE" mir das Fahrrad geklaut und den Keller wieder verschlossen"? Nein, das ging doch gar nicht. "Aber wo ist mein Fahrrad?" ....(SEEHR LAUT GESPROCHEN!!!)- damit mein Hirn den Ernst der Lage erkennt!!!!

 

Einkaufsladen  war die knappe Antwort und da fiel mir auch ein, dass ich es noch nicht mal abgeschlossen hatte- Achherrjeeee.... Mit dem Gedanken, dass ich nun sicher kein Fahrrad mehr haben würde, lief ich zum Laden und was war?

 

Es empfing mich MEIN Fahrrad, das, wäre es eine gute Kumpeline gewesen, bestimmt mehrere Wochen nicht mehr mit mir gesprochen hätte (WEIL starkes Vernachlässigungsgefühl). Die Freude war wahrlich groß und nebenbei schlich sich der glückliche Gedanke ein, dass die Menschen doch ganz lieb sind und man nicht alles "sichern" muss.

 

Das nun folgende Zitat gibt der ganzen Sache doch noch eine angenehme Note ;-)

In diesem Sinne:

Redet mit eurem Hirn und sucht nicht länger.

Eure Elke

 

 

Vergesslichkeit ist eine Form der Freiheit

Khalil Gibran

 

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