Homepage oder "Heimatseite" ~ sagt die deutsche Sprache "Tschüß"? 

Wo ist unsere Sprache hin?
...und hat Oscar Wild recht, wenn er sagt, das Leben sei zu kurz, um Deutsch zu lernen?

 

Sang- und klanglos geht sie Wege, wie in allen Bereichen unseres Zeitalters, viel zu schnell, und wenn wir nicht ganz fürchterlich aufpassen, sind Wörter, wie bei „Momo“ vergessen,  einge“grau“t und aufgelöst.

Sicher ist es spannend, wenn neue Wörter entstehen und sicher ist es auch „multikulti“, wenn sich die Sprache mischt, so, wie wir alle einen Euro aufgedrückt bekamen, der die Individualität verschluckt und die Gemeinschaft mit barer Münze im Geldbeutel widerspiegelt.

Doch die deutsche Sprache wird in der Zwischenzeit teilweise, wie von schlechten Köchen, die am Ende der Woche mit allen Resten des Kühlschranks, ob ansehnlich oder nicht, ein halbwegs brauchbares Süppchen kochen wollen, vermischt, gekürzt, verhöhnt, verändert, bis man- am besten noch püriert- keine Besonderheiten mehr feststellen kann.


Die deutsche Sprache zählt, und das hörte ich häufig bewundernd von ausländischen Bekanntschaften, zu einer der tollsten, weil sie die grandiose Möglichkeit besitzt, Gedanken, Gefühle, Erlebnisse und Ereignisse mit ganz filigranen, auf den Punkt bringenden Wörtern wiederzugeben (jedes Wort hat eine andere feinsinnige Bedeutung). Sie haben recht!

Wir haben einen so reichen, bunten spannenden, genialen Wortschatz, dessen schneidende Fähigkeit auch kleinste Nuancen präzise auf den Punkt bringen kann. Schön muss nicht nur „schön“ sein, sondern darf mit den Wörtern: „ästhetisch, formvollendet, hübsch, geschmackvoll, stilvoll, ansehnlich, glanzvoll oder makellos“ umschrieben werden. Ebenso sieht es mit vielen anderen Wörtern unserer beeindruckenden Sprache aus. „Prickelnd“ zum Beispiel, ist durch kein anderes Wort zu ersetzen, ebenso „feingeistig“, „leichtfüßig“, “hauchzart“, etc…. Versuchen Sie doch einmal ein anderes Wort zu finden, das die gleiche inhaltliche Bedeutung hat (keine ähnliche).

 

Unsere Sprache hat sich zwar gewandelt über die Jahrhunderte, aber sie hat sich in sich gewandelt. "Oheim" wurde zu Onkel,  der "Gevatter" zum Freund, das "Kontor" zum Büro und so weiter. Wenn mich jemand mit „meine Verehrung, werte gnädige Frau“ begrüßen würde, würde ich wohl perplex gucken, ob er nicht gerade aus einem Zeitloch gehüpft ist und sich zu mir verirrt hat.

Es ist also OK, wenn sich die Sprache wandelt.
Aber deutsche Wörter wandelten sich eben im Deutschen. Heute jedoch wird es zu „Denglisch“, wobei mir bei dem Wort auch schon zu viel „Englisch“ drin steckt *seufz.

Bin ich nun ein Querulant der veränderten Sprache, Verweigerer des Neuen? Werden wir wie unsere Eltern, die dies oder das – *schon aus Protest*- nicht mehr mitmachen wollen?
Oder sind wir wirklich in einem Ausnahmestrudel der Zeit, die so schnelllebig ist, dass wir von links im Sturzflug überholt werden, weil es doch noch schneller, besser, fixer, moderner geht? Müssen wir alles mitmachen? Kurz und schnell ist besser, als lang und präzise? Hetz, hetz, - keine Zeit für lange Worte (…muss doch noch so Vielen etwas schreiben (mailen, simsen oder whats-appen!!!).
Und ist das, was wir haben nicht gut genug? Müssen wir aus- wie immer *finanzpolitischen* und *wirtschaftlichen* Gründen wirklich jede Sprachkonstellation mitmachen und so unserer eigenen Sprache untreu werden, ja sie fast schon „verraten“ und in Kerkern bei Wasser und Brot verkümmern lassen?

Modern ist cool, also kalt, …ach nein- besonders toll!  Aber ist es wirklich so?
Ist modern besonders toll?
Ist es vielleicht eines Tages bei unserer Sprache genauso, wie mit der Architektur, der Mode etc.? Modern (MODE= wandelbar). Wünschen wir uns im übertragenen Sinne nicht womöglich den massiven, hellen Holzschrank mit Klasse und Einzigartigkeit zurück und würden dafür unsere modernen plastikdurchzogenen Allerwelts-Wohngefilde eintauschen? Was genießen wir denn in Städten? Die schnuckelige Altstadt oder die Neubauten? Bewundern wir nicht die Schönheit der zeitaufwändigen Arbeiten aller Bereiche?
Aber vielleicht ist es dann zu spät, weil keiner erkennt, wie wichtig es ist Gewachsenem, Besonderem, Traditionellem treu zu bleiben, es zu wahren, zu schützen? Irgendwann gibt es kein Zurück mehr- oder doch?

In der Zwischenzeit wird „gebrieft“, was so viel heißt, wie „kurz besprochen“ oder „eingewiesen“. Es wird sich „abgedatet“, nicht „abgesprochen“ und sich im Arbeitsprozess befinden nennt sich „work-flow“.

Zahn der Zeit oder Blödsinn, Up to date (auf dem neusten Stand) oder moderne Unwichtigkeit? Können sich Geschäftsleute wirklich nur noch unterhalten, wenn sie alle die gleiche Sprache sprechen oder ist es möglich (WIE FRÜHER) – Wirtschaftsenglisch zu beherrschen?
Dürfen wir anderen Ländern so viel Macht geben, ihre Sprache mit unserer so extrem zu vermischen?

Aber mal auf den Zahn gefühlt! Was bedeutet im Songtext: „Crash mich noch mal“. Autounfall, Cocktaileis, Zusammenstoß?

Einige Verfechter der deutschen Sprache versuchen es mit standhafter Verweigerungshaltung und machen sogar aus wahrlich nur im Englischen vorkommenden Wörtern deutsche, um zu demonstrieren, dass ihnen das so ganz und gar nicht passt. Da wird dann eine „Homepage“ stichelnd zu einer „Heimatseite“!

Überall schleicht sich der „moderne“ Wahnsinn ein. Im Radio, im Beruf, im Privatleben. Wie ein kleiner Virus, der Aktualität und Jugendlichkeit demonstrieren soll, denn „neu ist jung“, fisteln sich „erdachte“ Wörter wie kleine Pilzgeschwüre in alle Bereiche des Lebens (s.u.)

Aber wie auch immer- ich kann es nicht ändern, nur zuschauen, teilweise traurig den Kopf schütteln und vielleicht wirklich „alt“ in die Fußstapfen meiner Eltern treten.
Es tut mir leid, das teilweise ansehen (anhören) zu müssen und manchmal frage ich mich beim Radiohören, was der Moderator da jetzt gerade gemeint hat und würde wahrscheinlich eine Übersetzungsbuch benötigen, falls jenes Wort dort überhaupt stünde.
Radiomoderatoren etwas jüngerer Sender werfen fast nur noch mit englischen Begriffen um sich und ich könnte fast wetten, dass sie große Schwierigkeiten hätten ohne englische Wörter auszukommen. Wäre ja mal ein Versuch wert – auf jeden Fall wäre es ein Lacher- Ich denke da nur an Wörter wie Playlist, Podcast, Livestream, Singer- Songwriter-Tunes, Tracks, …
Vielleicht ist es die natürliche Selektion von Alt und Jung? Wenn die Facebookgeneration sagt: du musst ihn oder sie „adden“ oder „ich hab sie gedisced“ oder „er hat mich gestalkt“…  - du musst es „liken“!

Und wer es nicht versteht, was unsere Jugend sagt, der kann auf dieser Seite mal nach Übersetzungen suchen *http://www.klartextsatire.de/kultur/sprache/jugendsprache.htm

Doch ich sträube mich nicht gegen Neues, ich sträube mich gegen Extreme und vielleicht gegen die „teilweise unreflektierte Schnelligkeit“. Eine gesunde Mischung wäre für mich akzeptabel.

Hier eine witzige Website der aussterbenden Wörter http://www.kunst-worte.de/archaismen/ die ich zum Teil (bin ich jetzt „out of order“) noch als aktuell bezeichnen würde *schnüff.

Wie auch immer – ich bin stolz auf unsere geniale, beeindruckende, deutsche Sprache. Und "Grund zur apokalyptischen Befürchtungen über den Untergang der deutschen Sprache" (Zitat aus folgendem Artikel) besteht auch nicht, wie der Artikel „Kultur jenseits des Duden“ der Zeitschrift „die Welt“ erfreulich verspricht:

 http://www.welt.de/kultur/article124064744/Die-deutsche-Sprache-hat-5-3-Millionen-Woerter.html

 

Autorin©Elke Paland

In diesem Sinne und zum Abschluss, wie so oft....

drei wundervolle Zitate:

 

Die Muttersprache zugleich reinigen und bereichern, das ist das Geschäft der besten Köpfe

(Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832),

deutscher Dichter der Klassik,

Naturwissenschaftler und Staatsmann

 

 

Der Geist einer Sprache offenbart sich am deutlichsten in ihren

unübersetzbaren Worten.
(Maria Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830-1916),

österreichische Erzählerin, Novellistin und Aphoristikerin

 

 

Das Leben ist zu kurz, um Deutsch zu lernen.
(Oscar Wilde (1854-1900)

irischer Lyriker,Dramatiker, Bühnenautor

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